Frage:
In unserer Gemeinde
geht das Gerücht um, dass die Volkbank-Filiale demnächst geschlossen werden und
„unsere“ Volksbank danach verschmolzen werden soll.
Inzwischen sind
tatsächlich Diskussionen in Gang gekommen, sich gegen eine Verschmelzung massiv
zu wehren.
Da wir gerade die
Gründung einer Bürgergenossenschaft vorbereiten, ist das Thema hochinteressant.
Einige Mitglieder der Gründungsgruppe vertreten sogar die Meinung, dass die
„Volkbanken-Fusion“ eine große Chance für unseren Ort wäre. Das sind die –
recht umstrittenen - Hauptargumente der
Befürworter einer Verschmelzung:
A. Das Geld bleibt im
Dorf, wenn verschmolzen wird und kann für sinnvolle Projekte genutzt werden.
B. Banken in dieser Form
haben sowieso keine lange Lebenszeit mehr.
C. Die Geldversorgung
kann auch durch unsere Bürgergenossenschaft sichergestellt werden. Wir nennen
sie dann halt Bürgerbank.
D. Raiffeisen hat damals
„Darlehnskassen“ gegründet, um den „Zinswucher“ zu bekämpfen. Heute würde er
Wohnungen bauen und Bauland kaufen, um den „Mietwucher“ zu bekämpfen. Genau
damit soll sich unsere Bürgergenossenschaft – die auch „Wohnungsbau für Bürger“
organisieren soll - befassen.
Könnten Sie uns zu
dieser verwirrenden Diskussion einige Hinweise geben?
Antworten
Sie
haben sozusagen in ein „Wespennest“ gestochen. …
In
der Tat scheinen die Verbände der Volks- und Raiffeisenbanken eine eher
unverständliche Politik der Bankenverschmelzung zu betreiben.
(Hinweis: Wenn wir
künftig von Raiffeisen- und Volksbanken sprechen, nutzen wir zur Vereinfachung
den Begriff „Raiffeisenbank“, um damit bewusst an das „Denken“ von Friedrich Wilhelm Raiffeisen zu
erinnern. – Er gründete damals die Darlehnskassen
als Antwort auf die ländliche Not, vor allem den bestehenden „Zinswucher“ gegen die Landbevölkerung zu
beenden).
Wo
letztlich diese „Verschmelzungs-Strategie“ hinführt – und diese Antwort könnte Sie überraschen – ist aus unserer
Sicht eher nachrangig.
Ob
es schlussendlich pro Bundesland nur noch eine, zwei oder auch keine „Groß-Raiffeisenbank“ mehr gibt, ist relativ unbedeutend. Wir vermuten eher,
sogar, dass die „Verbandsstrategen“ auf – nur noch - eine einzige „Raiffeisen-Deutschland-Bank“ hinarbeiten. …
Was
wir jetzt sagen, wird vermutlich das „Herzblut“
eines jeden überzeugten, idealisierten „Raiffeisen-Banken-Mitglieds“
gefrieren lassen…
Wir
argumentieren z.B. recht deutlich gegen
das, was den Menschen derzeit „verklärt“ im „Raiffeisen-Jahr“ – in Sachen
Bankgenossenschaften - verkauft wird.
So
etwas könnte quasi „gleichgültig“ zu klingen. Aber wir betonen ausdrücklich
„könnte“, denn wir werden zeigen, was – sofern Herr Raiffeisen heute (wieder) auftauchte – dieser eigentlich –
genossenschaftlich - lösen würde. So wäre es wahrscheinlich sein Hauptanliegen,
den – gerade jetzt so wichtigen – Bank-Genossenschaftsgedanken im „hier und
heute“ - zukunftsfähig ausrichten.
Seine
Darlehnskassen hatten damals eine immense Bedeutung.
Wäre
zu fragen, worin denn heute (noch) die Bedeutung dessen liegt, was man aus
dieser guten „Darlehnskassen-Idee“
inzwischen gemacht hat? Und noch wichtiger wäre zu fragen, wofür die heutige “Raiffeisen-Bank-Idee“
steht und erst Recht, wofür sie morgen
dienen soll?
Es
sollte uns nachdenklich machen, wenn der „Darlehns-Kassen-Banker“
Raiffeisen geehrt wird, alle
Festredner nur von der Bedeutung und Wichtigkeit von „Genossenschaften“ (ganz allgemein) sprechen, nicht aber von der Bedeutung von „Raiffeisen-Genossenschaftsbanken“.
Selbst
dem „Schirmherrn“ des Raiffeisen-Jahres 2018, dem Bundespräsidenten, fällt dazu
nichts ein. Und es wird noch „besser“. Die „Hauptsponsoren“
des Raiffeisenjahres (Banken, Verbände, Stiftungen) hätten ganz sicher nicht vergessen, die Bedeutung der
Raiffeisenbanken für die Zukunft des deutschen Genossenschaftswesen zu
erwähnen, wenn es denn eine solche gäbe?
…
Selbst
das „Grundlagenpapier“ der Raiffeisen-Nachfolger zum 200. Geburtstag ihres
Namensgebers, die „Westerwälder Erklärung“ mogelt sich ganz elegant um Aussagen
zur Bedeutung des „Raiffeisen-Bankenwesens“ herum. …
Auch
die „Kaderschmiede“ des deutschen
Genossenschaftsbanken-Wesens, die ADG (Montabaur) bereitet sich auf
Neuauslastung – genannt Modernisierung -
vor. Könnte man erkannt haben, dass der Ausbildungsbedarf für
Genossenschaftsbanken immer geringer wird, weil es immer weniger
„Bankkaufleute“, etc. geben wird. Man beginnt neue „Produkte“ zu finden, um
Auslastung zu schaffen. So entstand
z.B.. die Idee „Genopreneurship“ (Gründung von Genossenschaften), stark
gesponsert von der Finanzstruktur der Raiffeisen-Verbände …
Deshalb
prognostizieren wir: Die obersten Verbandsstrategen im Raiffeisen-Banken-Sektor
verfolgen beharrlich ihre Verschmelzungsstrategie und nichts wird sie darin
beirren können. Sie haben die „Konzern-Genossenschafts-Bank“ vor Augen: Großbanken …
Aber wie können die Verbände
dieses Ziel elegant erreichen?