Menschen - in Kooperation

Wir sind immer wieder überrascht, wo und mit welch genialen Intentionen, neue (kooperative) Projektideen bereits entstanden bzw. in Vorbereitung sind. Hinweis: Unsere CoopGo-Dialoge (per Mail, Telefon- o. Video) sind kostenfrei, sofern uns die Möglichkeit eingeräumt wird, diese Informationen zur Förderung des Kooperativen Wandels einzusetzen („Hilfen zur Selbsthilfe“). Ausschließlich, um eine bessere Lesbarkeit zu gewährleisten, können die Fragen (stilistisch) geringfügig an-gepasst werden. Danke für euere Hilfe zur Gestaltung einer Kooperations-Gesellschaft. Koordination / Redaktion: Gerd K. Schaumann
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25.03.2018

Bürgergenossenschaften – WIR machen selbst unseren Ort attraktiv (Teil 2)



Im Teil 1 sind wir auf einige Voraussetzungen eingegangen, die Genossenschaften haben sollten, eher haben müssten, um bei einem kooperativen Wandel unserer Gesellschaft eine „wegweisende“ Rolle spielen zu können.
Wir haben auch erwähnt, dass Genossenschaften aber auch Gefahr laufen können, als „Stabilisatoren“ einer Konkurrenz-Gesellschaft genutzt oder gar „missbraucht“ werden könnten.

Um zu vermeiden, dass Genossenschaften sozusagen als „Konkurrenz-Stabilisatoren“ wirken, haben wir angeregt, in den Satzungen solcher Bürgergenossenschaften Formulierungen einzubauen, die dies verhindern können.

Ein solche Formulierung könnte z.B. heißen:

„Die Genossenschaft versteht sich – nach innen und außen – als eine Gemeinschaft zur Förderung kooperativer, ganzheitlicher und zukunftsfähiger Entwicklungen. (näheres regelt eine besondere Kooperations-Richtlinie).

Uns ist sehr wohl bewusst, dass dies ein für Genossenschaften (noch) ungewohnter Schritt ist, hat man sich doch bisher ausschließlich mit dem „Innenleben“ der Struktur befasst.

Neben der „Mitgliederförderung“ jetzt auch noch eine „Verantwortungs-Förderung“, sozusagen eine Art „Folgen-Beurteilungs-Sicht“?

Ja, durchaus, weil sich damit Genossenschaften als erste – und wohl auch (zunächst) einzige – Rechtsform als ein verlässlicher Partner für einen kooperativen Wandel anbieten.

Wir werden das an anderer Stelle vertiefen. Hier geht es zunächst nur darum, Bürgergenossenschaften quasi „herauszufordern“, sich an die Spitze zu setzen, sozusagen „Vorreiter“ für eine neue Stufe einer genossenschaftlichen Gesamtentwicklung zu sein, die wir hier – verkürzt als Geno-2.0 – bezeichnen wollen.

Seit Menschen wie z.B. Friedrich-Wilhelm Raiffeisen oder Hermann Schulze-Delitzsch die Grundlagen für eine genossenschaftliche Rechtstruktur schufen, hat es eigentlich keinen wesentlichen Entwicklungsfortschritt mehr gegeben. Natürlich erfolgten „System-Anpassungen“, mit unterschiedlichsten Motivationen, aber stets war der „Blick“ nur nach innen gerichtet. Man wollte etwas für „seine“ Mitglieder regeln, welche Folgen das auch immer für das Umfeld hatte.

Ein zweites Merkmal scheint vor allem dem deutschen Genossenschaftssektor immanent zu sein:

Der „flehende“ Blick auf den Staat, der doch dies oder jenes zulassen oder verbieten möge.
Erst wenn das „Gesetz“ modifiziert wurde, begann man diesen neuen „Rahmen“ auszuschöpfen.
Dies kann man sehr gut an den großen Aktivitäten der Verbände erkennen, wenn irgendeine „Novellierung“ ansteht.

Haben wir wirklich aus 1934 gelernt?

Wir insistieren hier besonders auf den Begriff „Selbstorganisation“ (der Menschen), und ermutigen das „Genossenschaftsgesetz“ eher als einen „Rahmen“ zu sehen und die nähere Ausgestaltung als ein „Eigen-Hoheitsrecht“ zu sehen und – endlich zu beginnen - entsprechend  den Notwendigkeiten, souverän selbst zu gestalten.

Wir gehen hier von folgender Annahme aus:

Es wird lange dauern, bis die Politik ein Genossenschaftsrecht definiert, das sozusagen für einen kooperativen Wandel „federführend“ werden kann.

In der Zwischenzeit müssen wir aber andere Methoden finden, die es den Menschen ermöglichen auszuwählen, in welche Form von Genossenschaft sie eintreten möchten, weil damit ihr Grundanliegen zu realisieren wäre, wahrhaft eine ganzheitliche Kooperation zu erleben.

Dies gilt sowohl für Neugründungen, wie auch für bereits bestehende Genossenschaften.

Wir nennen diese neue Form des genossenschaftlichen Selbstverständnisses – verkürzt – Geno-2.0.

Woran erkennt man nun eine Geno-2.0 und worin unterscheidet sie sich von Geno-1.0?

Das am Beispiel der Bürgergenossenschaft darzulegen, ist deshalb besonders interessant, weil diese ein enorm breites Handlungsfeld repräsentieren und – von Anfang an – von einer ganzheitlichen Sicht der Problemlösungen ausgehen müssen, die weit über die – sonst eher eingeschränkten - partiellen Mitglieder-Interessen hinausgehen.

Außerdem ist eine Bürgergenossenschaft eigentlich undenkbar, wenn sie sich auf eine „unpolitische Sichtweise“ begrenzt.

Es wird Stimmen geben, dass ein Verein (e.V.) vielleicht doch die geeigneter Form sei, um die vielfältigen gesellschaftlichen Themen in einer Gemeinde aufzugreifen und einer selbstorganisierten Lösung zuzuführen. Da aber stets auch eine wirtschaftliche Lösung anstehen kann bzw. wird, neigen wir dazu, eher eine Genossenschaft zu gründen. Eine Verbindung von beiden Strukturen, also die Gründung sowohl eines Vereins (z.B. Bürgerinitiative) und zusätzlich einer Genossenschaft, könnte „Charme“ darin haben, dann eine größere „Beweglichkeit“ im Handeln zu bekommen, weil es bisher ungewohnt ist, dass Genossenschaften auch sozusagen eine „Interessenvertretung“ darstellen können.
Erinnern wir uns: Zunächst konnten Genossenschaften nur im Kontext der Förderung der „wirtschaftlichen“ Interessen ihrer Mitglieder gegründet werden. Seit 2006 ist das erweitert und Genossenschaften können auch zur Förderung der  „sozialen“  und/oder  „kulturellem“ Interessen ihrer Mitglieder gegründet und betrieben werden.

Worum handelt es sich, wenn Bürger-Genossenschaften, grundlegend die Lebensbedingungen ihrer Gemeinde zum Förderziel definieren?

Bei einem Verein, der die Interessen der Gemeinde fördert, wird man kaum darauf achten, ob er das „nur“ für Vereinsmitglieder tut oder sich insgesamt als „Interessenvertretung“ aller Bürger der Gemeinde definiert. Ein Verein kann problemlos erklären: „Wir vertreten die Interessen unserer Gemeinde“. Es wird also eine „Problemsicht“ und nicht nur eine „Mitgliedersicht“ akzeptiert.

Bei einer Genossenschaft wird man vermutlich eine ganzheitliche „Sicht“ (Problem und Mitglieder sind gleichgewichtig) erst noch durchsetzen müssen. Wir empfehlen deshalb, bei der Gründung von Bürgergenossenschaften, in den Satzungen den  „Unternehmensgegenstand“ und „Zweck “ zwar sowohl wirtschafts-, wie auch sozial- und kulturellbezogen  in der Satzung festzuschreiben, sich jedoch mit weitergehenden Formulierungen (bis zur Eintragung) geschickt zurückzuhalten. Um dennoch bereits von Anfang an eine „Problemsicht“ zu erreichen, könnte man in der Satzung etwa folgende Ergänzung hinzufügen:

„Außerdem kann die Genossenschaft sich auch an Vereinen oder Unternehmen beteiligen und in Bereichen betätigen, sofern dies im Interesse der Mitgliederförderung ist oder den Zielen der Genossenschaft dient“.

Wer Selbstorganisierung spannend findet und ernst damit macht, ist gut beraten, nicht zuerst darüber nachzudenken, was „machbar“ oder „zulässig“ ist, sondern sollte damit beginnen zu formulieren:

„Für Alles gibt es eine Lösung – wir werden sie finden und haben“!

Im Teil 3 werden wir mit der Umsetzung beginnen, d.h. eine mögliche Gründung einer Bürger-Genossenschaft – praxisnah – „durchspielen“. …

Und wenn Sie Rat oder Kontakt benötigen, wenn Sie sich einfach an folgende Adressen (siehe Homepage):


oder

www.coopgo.de           

               
(Gern können Sie „CoopGo-Transform“ Ihre Fragen zusenden. Wir werden unsere Antworten – möglichst zeitnah - entweder einzeln oder innerhalb eines gleichen Themenkomplexes veröffentlichen. CoopTransform unterstützt die kooperative Bewegung CoopGowww.CoopGo.de  )



17.03.2018

Die Menschen „fühlen“ den kooperativen Wandel bereits



Frage:

Manchmal habe ich den Eindruck, dass es mit der Konkurrenz eher schlimmer wird als besser. Ist meine Sicht vielleicht zu pessimistisch?

Man könnte in der Tat meinen, dass Menschen und Politik erst zur besseren Einsicht kommen, wenn ein „kräftiges Chaos“ bereits eingetreten ist. Das sehen wir in vielen Bereichen so ähnlich, besonders beim Thema Krankheiten.
Bei Krankheiten, besonders bei schweren, tritt oft erst dann eine Veränderung der Einstellung ein, wenn die Situation quasi „aussichtslos“ scheint, oder Ärzte den Patienten für „austherapiert“ halten und ihm dies auch sagen.  

Dann reagieren einige „vernunftbegabt“ und suchen neue Wege, z.B. alternative Heilmethoden und aktivieren ihre Selbstheilungskräfte.  Sie haben erkannt, dass es das – alte - Sprichwort gibt: „Hilf dir selbst“ … Wir fügen hinzu: „Du kannst es!“

So ähnlich scheint es bei Politikern auch zu funktionieren. Noch setzen sie auf die alten Wege und vertrauen den „Selbstheilungskräften des Marktes“. Nur bemerken sie noch nicht, dass diese „Selbstheilungskräfte“ nicht nur nicht „heilen“, sondern selbst Erzeuger neuer „Krankheiten“ sind, für die dann wiederum nach teuren „Reparaturmaßnahmen“ gesucht werden muss.
Wenn das kein „intelligenter“ Weg der Politik ist …

Aber das Modell „Konkurrenz“ ist längst eigentlich „austherapiert“, der "Patient Gegeneinander“ ist „unheilbar“, weil er eigentlich unnatürlich ist.

Nun könnte man sagen, dass die letzten Bundestagswahlen, nicht widergespiegelt  hätten, dass die Menschen  im Lande deutlich nach Veränderung verlangt hätten. Es hat weder eine Partei gegeben, die Kooperation statt Konkurrenz als Wahlkampfthema gewählt hat, noch wird in den öffentlichen Diskussionen ein klares Verlangen nach mehr „Miteinander“ offensichtlich.

Dennoch zeigen die Meinungsumfragen ein völlig anderes Bild: Direkt befragt, wofür man sich lieber entscheide, sagen – in allen Umfragen – die Menschen mit großer Mehrheit (weit über 60%), sie wünschen mehr Miteinander.

Ein Widerspruch?

Nicht unbedingt, denn erst wenige Menschen können erkennen, wie eine solche Wirtschaft und Gesellschaft in Kooperation funktionieren kann. Es fehlt also an  - bekanntwerdenden - orientierenden Konzepten und Bildern. …
Aber die Menschen „fühlen“ bereits, dass Konkurrenz keine zufriedenstellenden Lösungen mehr produzieren kann. Sie können es nur noch nicht artikulieren.

Das ist der Situation von schwerstkranken Menschen nicht unähnlich. Auch die meisten Krebspatienten vertrauen der Methode „Chemotherapie“ recht lange, obwohl bekannt ist, dass diese Methode kaum wirklich nützt und eigentlich sogar die Lebenserwartung noch verringert. …

Fragt man solche betroffenen Menschen, dann sagen sie meist, sie „fühlen“, dass „Chemo“ keine wirkliche Lösung ist, aber – resigniert – stellen sie dann meist fest, „die „Fachärzte“ müssten es doch wohl besser wissen, denn das seien die Experten. …

So könnte die Situation derzeit durchaus – in Bezug auf die „Miteinander-Gesellschaft“ sein und irgendwie gibt es sogar „Indiz“ für diese Einschätzung:
Seit einiger Zeit „rätseln“ die Parteien über ein merkwürdiges Phänomen:
Die „Wirtschaftsnachrichten“ berichten über Erfolge. Aber zugleich konstatieren sie ein anderes – scheinbar unerklärbares – Phänomen:
Noch nie gab es so wenig Arbeitslose wie derzeit, noch nie ging es den Menschen im Land besser, noch nie …. und dann folgen weitere (scheinbare) „Erfolgs-Geschichten“.

Und gleichwohl stehen die „Parteienforscher“ vor einem – scheinbar unlösbaren - Rätsel und konstatieren resigniert:

Und noch nie waren die Menschen so – wie jetzt - unzufrieden mit der Politik.

Denn die großen Parteien verlieren immer mehr an Zustimmung. Sowohl CDU/CSU wie auch SPD konnten vor nicht allzu langer Zeit noch je mit Zustimmung von über 40% der Wähler rechnen. Heute reicht es gerade mal dazu gemeinsam eine Regierungsmehrheit zu schaffen.
Also ein „Paradox“ und so etwas macht irgendwie rat- und hilflos. ..

Was Politiker wohl nicht erkennen, ist der – subtil wirkende - Unterschied zwischen „Fühlen“ einerseits und Denken und Handeln andererseits. In ihrem Inneren, also intuitiv oder mit dem „Bauchgefühl“ haben die Wähler längst Zweifel an „weiter so“.

Aber sie haben noch keine klaren Bilder, wie eine „Miteinander-Gesellschaft“ tatsächlich aussehen könnte, funktioniert  und wirkt. Kurzum: Was sie für die Menschen Besseres bewirkt.

Genau das ist es, worum es jetzt vorrangig geht. Die Menschen scheinen eine „Sehnsucht“  nach „Miteinander“ zu haben und dies Miteinander muss jetzt in „Formen“ gegossen werden. …  

Natürlich gibt es „Miteinander“  bereits in „kleinen Inseln“, Menschen die in Gruppen einfach „Kooperation“ praktizieren. Natürlich gibt es bereits „Experten“ (Wissenschaftler, Autoren, Filmemacher, Konferenzen, etc.), die das Neue repräsentieren und  präsentieren. Was allerdings fehlt, ist eine Bewegung, Vernetzung, vielleicht sogar eine (noch) eine spezielle Partei, die dieses Neue verstärkt in die Medien „bringt“.

Die Zeit des Wandels hat bereits begonnen, auch wenn das nicht so sichtbar ist, wie von Vielen gewünscht.

Schwerkranke Patienten benötigen auch noch eine Weile des unnötigen Leidens, bevor – mehr als bekannt wird – sie sich an ihre „Selbstheilungskräfte“ erinnern und dann sogar kurzfristig wahre „Wunder“ bewirken. …   

Warum also auf „die da oben“ warten, wenn bereits jetzt Selbstorganisation möglich ist. Nicht nur die Energiegenossenschaften haben gezeigt,  wie so etwas geht.

Bürgergenossenschaften könnten eine –mindestens – ähnliche Erfolgsgeschichte schreiben, wie Energiegenossenschaften …  

Und wenn die vielen guten Projekte sich nunmehr entschließen könnten, ihre Kräfte zu bündeln, verkürzen wir die „Konkurrenz-Leidenszone“ erheblich …
Wir nennen das CoopGo …

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13.03.2018

Bürger-Genossenschaften und „Bürgerbanken“ (Teil 3)



Frage:

Was ist damit gemeint, dass Bürgergenossenschaften eine wohnortnahe Geldversorgung für eine Gemeinde sicherstellen müssten und können?  

Die Attraktivität eines Wohnortes oder das Gegenteil davon, hängt auch damit zusammen, wie einfach und bequem Bürger ihre „Geld- oder Finanzgeschäfte“ erledigen können. Für junge Menschen könnte diese Frage leicht zu beantworten sein: Sie nutzen „Online-Banking“. Für ältere Menschen – und die sind ein großer Teil der Bevölkerung in den ländlichen Räumen, wird dies keine Lösung sein. Und wenn man mehr von einer Bank erwartet, als nur „Geld hin und her zu transferieren“, dann kommt man schnell an die Grenzen des „Online-Bankings“. …
Wenn neben dem Fleischer, dem Bäcker, dem Ladengeschäft, etc. auch noch die Bankfiliale im Ort verschwindet, können noch so viele staatliche Förderprogramme nicht dafür sorgen, dass die Bevölkerung im Ort überaltert und schrumpft. Und dieser „Schrumpfprozess“ wird sich unaufhaltsam fortsetzen, solange keine wirksame „Trendumkehr“ geschaffen wird. …
Aber mit den Instrumenten der „Kommunalverwaltung“ kann und wird dies nicht erreicht werden. Was nutzen den Bürgern „neue Straßenlaternen“, wenn es keinen Arzt am Ort gibt, was nutzen neue Spielplätze, wenn keine Kinder vorhanden sind, weil die junge Generation längst in die Oberzentren abgewandert sind? Die Instrumente der „Kommunalpolitik“ sind begrenzt. Sie heißt und ist „Kommunal-Verwaltung“, auch wenn sie meint „Politik“ zu machen. Diese Illusion haben gute Politiker längst nicht mehr. Andere tun weiterhin „ahnungslos“ das, was man halt von ihnen erwartet, oder auch nicht mehr …
Es gibt immer zwei Möglichkeiten: Entweder man wartet; aber was sollte kommen, was nicht schon längst hätte kommen können? Oder man ergreift selbst die Initiative, entwickelt gestaltet und organisiert selbstorganisiert. …
„Bürger-Selbstorganisation“ in Form von Genossenschaften und/oder Vereinen hat bereits in vielen Regionen erfolgreich stattgefunden. Man muss also das „Rad“ nicht neu erfinden, sondern beginnt damit, sich zu orientieren, nimmt Kontakt zu denen auf, die bereits diesen Weg der „Selbstorganisation“ gegangen sind. Alle diese Initiativen haben gelernt, dass man nicht auf „politische Wunder“ warten sollte, denn die kamen nie. Alle diese Initiativen haben erkannt, dass Veränderung und Wandel stets dann zustande kam, wenn Bürger Eigeninitiative ergriffen, sozusagen zur „Selbstorganisation“ übergingen.
Nicht der Politik von „die da oben“ vertrauten sie, sondern der Kraft des „WIR“, der „Selbstorganisation“ und „Selbsthilfe“. Und alle Initiativen bekannten danach sehr selbstbewusst:
„Wir haben eigentlich nur einen Fehler gemacht: Wir haben zu lange gewartet, zu lange auf die „inhaltsleeren“ Worte der Politik vertraut
Was hat aber nun „Selbstorganisation“ damit zu tun, um z.B. sicherzustellen, dass – dauerhaft – eine gute Geldversorgung und entsprechende Beratungsangebote vor Ort sichergestellt sein können?
Wir meinen mehr, wie man bisher gemeint hat, denn eine „wohnortnahe Geldversorgung“ und „Geld-Beratung“ ist mit Grundlage dafür, dass eine „Re-Vitalisierung“ der Gemeinde oder des Dorfes glaubwürdig initiiert werden kann.
Um den bereits erfolgten - und noch „drohenden“ - „Aderlass“ von Lebens-Qualität- zu bremsen oder gar den Trend umzukehren, muss zwingend jeder weitere „Nachteil“ vermieden werden, der die Bürger der Gemeinde gegenüber der Bevölkerung der Oberzentren zugemutet wird. Wir verwenden hier durchaus den abstrakten Begriff „Lebens-Qualität“, denn genau das sollte der Maßstab für „Vergleiche“ sein. Es kommt also nicht darauf an, ob etwas – von irgendwoher – als zumutbar beurteilt wird, sondern es kommt einzig darauf an, wie die Bürger einer betroffenen Gemeinde eine Entwicklung selbst beurteilen.
Mit Einführungen sog. Verwaltungs-Gebiets-Reformen hat die Politik bereits „erfolgreich“ gezeigt, dass die jeweilig konkreten Bürger-Interessen eigentlich nie Maßstab für die Landespolitik „fernab“ waren.
Dass dringender Bedarf zur „Selbstorganisation“ in Sachen „wohnortnahe Geldversorgung“ besteht mögen folgende Zahlen signalisieren:        
Dazu schauen wir uns die Situation bezüglich zweier „Banken-Typen“ an. Dies sind zum einen die „Sparkassen“ und zum anderen die „Volks- oder Raiffeisenbanken“. Andere Banken können wohl ausgeklammert werden, weil darauf „Bürgergenossenschaften“ wohl nur sehr begrenzten Einfluss haben. Das soll nicht heißen, diese – einzelfallbezogen - komplett auszuklammern. Auch noch darauf einzugehen, würde jedoch hier den Rahmen sprengen.
Die Zahl der Filialen der Sparkassen in Deutschland sank von 2013 bis 2017 von ca. 15.800 auf ca. 15.300. Das ist ein Verlust von 500 Filialen.
Tendenz – weiter steigend.  
Im Jahre 1950 gab es in Deutschland ca, 12.000 Kreditgenossenschaften. Die Zahl sank bis zum Jahre 1990 auf ca. 3.040, darunter 3.000 Volks- und Raiffeisenbanken. Im Jahre 2016 gab es dann nur noch 946 davon. Tendenz – es werden weiterhin Banken „wegverschmolzen“.  Insider sprechen davon, dass beabsichtigt ist, nur noch maximal 10-20 Kreditgenossenschaften pro Bundesland zu haben und Geschäftsstellen zu schließen, die weniger als 300 Mio. Euro Geschäftsvolumen erbringen.
Allein von 2015 bis 2016 sank die Anzahl der VB- und RB- Bank- Zweigstellen um 666 (!). Auch dieser Trend geht ungebrochen weiter.
Fachleute gehen davon aus, dass sich die Banken-Filialen insgesamt von 34.000 (2015) auf 20.000 (2015) reduzieren werden. Das sind pro Jahr ca. 1.400 weggefallene Filialen. Davon werden pro Jahr etwa 1.000 Gemeinden betroffen sein.  Die „Geldgeschäfte“ der Bürger werden „wohnortfern“ abgewickelt werden müssen.
Man sieht unschwer, dass der Wohn-Wert der Orte und Gemeinden weiter sinken wird.
Was haben aber Bürgergenossenschaften hiermit zu tun?
Eine  „Bank“ werden sie nicht ersetzen können oder gar eine solche gründen. Das lässt das Kreditwesengesetz nicht zu. Auch könnte man sich nicht „Bank“ nennen oder den Namen „Bank“ im Namen verwenden.
Die Bürgergenossenschaft soll auch keine „Ersatz-Bank“ sein, auch wenn wir den Begriff „Bürger-Bank“ hier verwenden. Wir verwenden ihn deshalb um zu verdeutlichen, dass es Ziel sein muss, dass eine Bürgergenossenschaft analoge Leistungen für ihre Mitglieder sicherstellen sollte und das auch kann. Wohl gemerkt, „sicherstellen“, nicht selbst als Bank tätig werden. Wer es mag, kann natürlich auch andere Begriffe verwenden, wie z.B. „Bürger-Finanz-Service“,  „Geld-Beratungs-Service“ oder ähnlich.
In Bezug auf „Bürgerbank“ ist es also – allgemein ausgedrückt – die Aufgabe der Bürgergenossenschaft, ihren Mitgliedern bzw. den Bürgern ihrer Gemeinde, eine Erledigung deren Geldgeschäfte analog so zu ermöglichen, als wohnten diese in einem Oberzentrum. Es geht um das „als ob“!
Das ist zu viel des Guten, könnten jetzt eingewandt werden, wir wären bereits froh, wenn wenigstens ein Geldautomat aufgestellt würde. …
Nein, das ist wahrlich nicht übertrieben, denn es geht nicht nur darum, Abwanderungsverluste bei der Bevölkerung zu vermeiden, sondern diesen Trend endlich umzukehren:
Das Dorf, die Gemeinde braucht wieder „Zuwanderung“ und das schafft man nur wenn man nicht in „Verlustvermeidung“ denkt und handelt, sondern in Kategorien mit denen „Zukunftsfähigkeit“ erzeugen werden kann.
Als „Selbstorganisierer“ beginnen wir uns aus der bekannten, aber erfolglosen „Opfer-Rolle“ zu lösen, den „Bittsteller-Status“ aufzugeben und selbstbewusst unsere eigene Zukunft - durchaus „rosig“ - zu planen. Wir wählen dafür das „Leitmotiv“z:
„Richtig ist, was für unsere Gemeinde wichtig ist“!
Jede andere Haltung – das kann man inzwischen gut sehen – bringt uns nur noch tiefer in den „Schlamm“, schon gar nicht davon weg. …  
Mit dem Motto unser „Unser Ort soll schöner werden“ stellte uns die Kommunalpolitik ruhig. Wir müssen jetzt diesen Spruch selbstbewusst erweitern:  
„Unser Ort soll schöner  u n d  attraktiver“ werden!
Und das alles kann geschehen, wenn wir eine „Bürger-Genossenschaft“ in unserem Ort haben?
JA – so selbstbewusst sind Menschen, die erkannt haben, dass „Kooperation“ bzw. „Miteinander“ quasi „Berge versetzen“ kann.
So überzeugt sind Eltern, die nicht nur über die Zukunft ihrer Kinder plaudern, sondern dafür etwas bewegen wollen.
So initiativ sind Menschen, denen Gemeinschaft wertvoll ist und denen es wichtig ist, ihr Leben in einer Umgebung mit Qualität (Erholungswert) zu genießen.
Wer „bewusst“ den Wohnort Gemeinde wählt – und das werden immer mehr Menschen sein – erwartet zu Recht auch einige Selbstverständlichkeiten, wie sie derzeit nur in Oberzentren oder Großstädten geboten werden.
Bürgergenossenschaften oder moderner gesagt „BürgerCoops“, sind nicht nur einfach eine weitere Form von Genossenschaft. Sie sind eine Art „wahre Alternative zum Wohnen und Leben in Großstädten“. Wer das nicht nachvollziehen kann oder will, dem wird eine wirkliche Trendumkehr kaum gelingen. Der wird hinnehmen müssen, dass man auf dem Lande „nur“ wohnt, aber die Stadt benötigt, um zu Leben.
Im Teil 4 werden wir uns ganz auf die Finanzierung solcher Bürgergenossenschaften konzentrieren. Dort werden wir z.B. eingehen darauf, wie man
·         intelligent mit bevorstehenden (Zwangsfusionen) von kleinen Kreditgenossenschaften umgeht,
·         wie man auf „Hiobsbotschaften“ von Filialschließungen von Volksbanken oder Sparkassen reagiert.
Besonders für Gemeinden die durch eine (Zwangs-) Verschmelzung auf eine größere Volksbank betroffen sind, werden wir aufzeigen, dass man absolut nicht einfach „kapituliert“, sondern besser dafür sorgt, das „Geld im Dorf zu lassen“.
Dabei geht es schnell um Millionenbeträge, die „unverhofft“ nicht nur das Startkapital für die Gründung einer Bürgergenossenschaft erbringen, sondern auch erste Aktivitäten der Bürgergenossenschaft zum Realisieren bringen können. Diese Millionen-Beträge können z.B. den Bau eines „Gemeinde-Wirtschafts-Service-Zentrums“, ermöglichen, in dem gezielt Räumlichkeiten zur Vermietung für Dienstleistungen und Gewerbe geschaffen werden können. Und dabei geht es nicht nur um Pflegedienste, auch die Post- oder Paketagentur, der Bäcker, der Fleischer, die IT-Agentur, etc.. Auch andere nützliche Gewerbe könne „angesiedelt“ werden und erste Erträge (Vermietung) erbringen. …
Selbstorganisation ist eine Kombination von Fantasie, Mut, Selbstverantwortung und Selbstvertrauen.
Wenn das „WIR“ erkannt und in Aktion gebracht wird, dann wird es möglich, in Richtung mehr „Gleichgewicht“ zwischen Stadt und Land herzustellen.
Es wird immer mehr Menschen geben, die gern aus den Städten wegziehen würden, aber denen das (derzeitige) Landleben (noch) zu wenig zu bieten scheint. Was genau fehlt, das wäre zu analysieren und – sofern gewünscht – sollte man sich – durchaus vorrangig - auf dieses Klientel verstärkt ausrichten.
Bürgergenossenschaften haben zweifellos eine große Zukunft. Sie können der „Motor“ für ein selbstbewusstes, neues Selbstverständnis im „Stadt – Land“ Leben sein.
Ohne Bürgergenossenschaften wird sich wohl nichts ändern lassen. Mit Bürgergenossenschaften hat man wenigstens das Handlungs-Potenzial für Änderung geschaffen und man kann dann immer noch entscheiden, „wieviel“ man davon „wann“ und „wie“ wirklich nutzen will. …    
(Dazu mehr im Teil 4)
(Literaturhinweis: Gern gegeben wir dazu eine Literaturempfehlung: Das Taschenbuch mit dem Titel „Unsere Volksbank soll fusionieren“ (Autor: Georg Scheumann, Verlag UDG eG) kann direkt über www.igenos.de oder über www.coopgo.de bestellt werden. Für potenzielle Planer von Bürgergenossenschaften, sollte es unbedingt ausgewertet werden.)

(Gern können Sie „CoopTransform - info@cooptransform.de -“ Ihre Fragen zusenden. Wir werden unsere Antworten – möglichst zeitnah - entweder einzeln oder innerhalb eines gleichen Themenkomplexes veröffentlichen.)

10.03.2018

BürgerGenos – Sogar die Geldversorgung kann dann ortsnah bleiben. (Teil 1)



Frage:

Könnten Bürgergenossenschaften unsere Gemeinde attraktiver machen?

Unsere Antwort: Eindeutig JA.
Nichts ist belebender, als wenn die Bürger einer Gemeinde beginnen, sich selbst zu organisieren. Leider hat auch dazu die neue Bundesregierung nichts gesagt.
Immer wenn es darum geht, dass Menschen beginnen könnten, zu erkennen, wie einfach und doch vorteilhaft es ist, Selbstorganisation zu praktizieren, sich in Genossenschaften oder Vereinen zusammenzuschließen, glaubt „Politik“ an Bedeutung zu verlieren und weicht aus. Meint man vielleicht die  „Kontrolle“ über oder den „Einfluss“ auf die Menschen zu verlieren? …
Nun, solche Befürchtungen sind nicht ganz unberechtigt, denn Kooperation ist einfach intelligenter und vorteilhafter wie „Konkurrenz“, denn sie hebt z.B. „künstliche“ Trennungen zugunsten von Effektivität und Effizienz auf.
Meinungsbildung und Umsetzung von Beschlüssen, wird dann nicht mehr dem „Wahlkampf“ oder  anderen Formen von „Rivalität“ ausgesetzt. Wenn das Denken und Handeln im Rahmen von „Gegeneinander“ überwunden wird – wird in der Politik, besonders in der Kommunalpolitik vieles einfach und schnell zu realisieren sein. Dann bekommt Demokratie auch wieder Substanz.
Nicht die Ansicht einer einzelnen Partei ist entscheidend, sondern ausschließlich das Wohl aller Menschen.
Schauen man sich „kommunale Wahlkämpfe“ an, dann erkennen man unschwer, was gemeint ist.
Ganz anders geht das – wohnortnah - mittels Kooperation und Selbstorganisation, z.B. in Form einer Bürgergenossenschaft.
Eine Bürgergenossenschaft steht auch nicht unter  „kommunalen Aufsicht“, ein Bremsklotz, der jeden engagierten Kommunalpolitiker schier zur Verzweiflung bringen kann. Dieses  Relikt (Aufsicht) verhindert, dass wirklich wohnortnah Politik gemacht werden kann. Was „Gemeindeparlamente“ dürfen oder lassen müssen, ist genau festgeschrieben. Nur wenig davon berührt die eigentlichen Bürgerinteressen.
Lebenswichtige Bereiche der Menschen werden nach „ortsfern ausgelagert“, finden – fernab vom Wohnort der Menschen statt (Landtag oder Bundestag).  Deshalb findet Kommunalpolitik auch recht wenig Interesse bei der Bevölkerung. Man diskutiert und beschließt eigentlich eher „Nebensächliches“. Erst auf Landesebene beginnt sich das zu ändern. …
Dazu einige Beispiele:
Ob die Straßenbeleuchtung eine Stunde länger an bleibt oder nicht, dafür „erregen“ sich die Fraktionen in Kommunalparlamenten oft stundenlang. Und letztlich geht es nur noch darum, von welcher Partei die „Beschlussvorlage“ eingebracht wird.  Nicht die Qualität der Initiativen hat Vorrang, sondern der Absender (Partei x oder y). Das führt dann zu so „unfassbaren Komödien“, dass man sich nie sicher sein kann, ob das Beste für die Bürger oder der „Sieg“ einer Partei im Vordergrund steht.
Im Rahmen von bürgerschaftlicher Selbstorganisation, also in einer Bürger-Genossenschaft gibt es diese Form von „Lagerbildung“ nicht. Natürlich ist auch dort wohl nicht ganz auszuschließen, dass sich partielle Gruppeninteressen ausbilden. Aber letztlich können alle Mitwirkenden insgesamt direkten Einfluss auf das Ergebnis nehmen. …
Bedeutender als  die „Beleuchtungsdauer von Straßenlaternen“ dürfte zweifellos sein, dass die Bürger zu Fragen, wie z.B. Schule (nicht nur die Räume, sondern auch die Inhalte), Medizinische- oder Pflegeversorgung, über berufliche Perspektiven ihrer Kinder, oder über ähnlich wichtige Themen beraten und beschließen möchten. Das ist – wenn überhaupt – nur sehr begrenzt in der Kommunalpolitik möglich. Und wenn die Bürger letztlich mühsam eine Bürgerversammlung durchgesetzt haben, um solche Themen zu diskutieren, dann erkennen sie schnell, dass ihnen die „Selbst-Gestaltungs-Hoheit“ fehlt. Menschen in Bürgerversammlungen können quasi beschließen, was sie wollen, nur wenn die Mehrheit des Kommunal-Parlaments sich dieses Votum zu Eigen macht, beginnt sich der Bürgerwille langsam in Bewegung zu setzen. Von einer Realisierung ist man immer noch weit entfernt. Hat die Bürgerversammlung zu Themen votiert, die nicht der kommunalen Zuständigkeit entsprechen, kann dies allenfalls dazu führen, dass der Antrag an Fraktionen oder Parteien im Land oder Bund „überwiesen“ wird. Dort konkurriert er dann meist mit vielen (ähnlichen) Anträgen aus anderen Regionen. Da auch meist notwendige Mittel erst beschafft werden müssen, können leicht Jahre vergehen, bis eine Lösung geschaffen wird. …
So etwas stimmt Bürger nicht gerade „euphorisch“. …
Natürlich gibt es einen Gemeindehaushalt. Aber der ist nicht nur finanziell begrenzt, sondern gibt auch keinen Spielraum für Projekte und Lösungen, die wirklich dem Anliegen der Bürger entsprechen.
Werden wir dazu mal „extrem praktisch“ und wählen folgende Situationen, die zugleich den „Nerv“ vieler Bürger tangieren und zeigen, welche (zusätzlichen) Möglichkeiten sich für „Bürgergenossenschaften“ eröffnen. Dies gilt nicht nur bezüglich einer zeitnahen Realisierung von Projekten, sondern der Art der Problemlösung.

Situation 1:
Der Ort ist inzwischen ohne jedwede Möglichkeit zur Deckung der Mittel des täglichen Bedarfs für die Bewohner. Es gibt weder Bäckerei, noch Fleischerei oder ein Ladengeschäft. Vielleicht für jüngere Menschen kein Problem. Sie haben eigene Autos oder nutzen Busse. Aber für viele ältere Menschen, gar für pflegebedürftige oder behinderte Menschen, ist ein Ort ohne Einkaufsmöglichkeiten  schon ein großes Handicap.

Situation 2:
Die Grundschule, der Kindergarten und der Hort in einer Gemeinde werden geschlossen. Die Begründung: Die Nutzerzahlen sind zurückgegangen und man müsse deshalb „Fusionieren“. Die Eltern der Gemeinde sehen große Probleme …

Situation 3:
In der Gesamt-Gemeinde (oder Kleinstadt mit mehreren Ortschaften) wird die Sekundarschule geschlossen. Die Kinder müssen nunmehr in eine „Mittelpunktschule“ gehen. Die Schulweg-Zeiten werden dadurch für viele Kinder um täglich mehr als 2 Stunden länger. Oft müssen die Kinder sogar mehrmals  umsteigen. Viele Eltern überlegen, den Wohnort zu wechseln …

Situation 4:
Die örtlichen Filialen der Volksbank in der Gesamt-Gemeinde sollen geschlossen werden. Begründung: Man müsse fusionieren, so sagen die Informationen der Bank. Dazu soll die kleine Volksbank mit einer größeren Volksbank (in der 30 Km entfernten Stadt) verschmelzen. Den Mitgliedern der kleineren Volksbank wird natürlich gesagt, dass sich für sie nichts ändern werden, ihre Mitgliedschaft würde unkompliziert auf die größere Bank übertragen. …         

Nun werden einige Leser – durchaus verständlich – anmerken, dass die gewählten Beispiele irgendwie - zunächst - nicht zusammen zu passen. Vor allem taucht die Frage auf, was diese 4 Situationen mit der Gründung von „Bürgergenossenschaften“  zu tun haben. Auf den ersten Blick scheint es, dass nur Situation 1-3 Sinn machen, um zur Gründung einer Bürger-Genossenschaft zu kommen.

Seien Sie bitte nicht erstaunt, wenn wir behaupten, dass gerade Situation 4 den besonderen „Charme“ für eine Bürger-Genossenschaft haben könnte. …

Warum dies so ist, werden wir eingehend in Teil 2 unseres Beitrages erläutern.

(Literaturhinweis: Gern geben wir dazu eine Literaturempfehlung: Das Taschenbuch mit dem Titel „Unsere Volksbank soll fusionieren“ (Autor: Georg Scheumann, Verlag UDG eG) kann direkt über www.igenos.de oder über www.coopgo.de bestellt werden. Von potenziellen Planern von Bürgergenossenschaften, sollte es unbedingt ausgewertet werden.)

(Gern können Sie „CoopTransform" - info@cooptransform.de“ - Ihre Fragen zusenden. Wir werden unsere Antworten – möglichst zeitnah - entweder einzeln oder innerhalb eines gleichen Themenkomplexes veröffentlichen.)

09.03.2018

CoopRat – „Selbstorganisation"“ statt „kooperative Ratlosigkeit“.



Frage: 
Wie könnte man mehr Schwung in Diskussion und Handlung pro „kooperativen Wandel“ bringen?

Ihre Frage weist bereits in die richtige Richtung. Warum eigentlich auf „Regierung“ oder Politik warten, wenn es um mehr „Selbstverantwortung“ und „Selbstorganisation“ geht?
Der Blick auf die nichtssagenden Passagen zu Kooperation und Genossenschaften in dem „Koalitionspapier“ sollte uns zeigen, dass es wenig Sinn macht, auf „die Politik“ zu warten.
Eigentlich hat diese Ignoranz der Politik auch ihre Vorteile.
Denn Kooperation, Miteinander, Genossenschaften, WeComs, das sind alles Begriffe bzw. Modelle, die auf Selbstverantwortung, Selbstbewusstsein und Selbstorganisation aufbauen. Das sind übrigens bereits Begriffe, die – weltweit –ein fester Bestandteil von „co-operativen“ sind. Ein Blick in Dokumente der „International Co-operative Alliance – ICA“ (Internationaler Genossen-schaftsbund) gibt einen guten Einblick, wie vielfältig, dynamisch und „unreguliert“,  weltweit Genossenschaften tätig sind.
Dagegen scheint es, dass Deutschland diesbezüglich irgendwie „eingeschlafen“ ist. Wir scheinen uns vielleicht doch zu sehr auf „Lobby“, irgendeine Gesetzesinitiative oder andere formalisierte Weg eingelassen zu haben und wollen (leider) stets, dass die Dinge zunächst in einem rechtlichen Rahmen „vorgegeben“ werden. Wo uns solche Haltung hingeführt hat, zeigen uns die Vergleiche mit anderen Ländern, auch der EU:
Deutschland ist mit einem „Netto-Zuwachs“ von jährlich 25-30 Genossenschaften tendenziell „Schlusslicht“ in der EU. Eine fatale Entwicklung, die dringend neue Antworten erfordert. Ganz anders die Einstellung der Menschen in unserem Land, wenn man sie danach fragt, wie sie persönlich Miteinander und Kooperation beurteilen. Nähme man diese – enorm positive -  Einstellungen der Menschen zum Maßstab, wären wir tendenziell im europäischen – kooperativen - Spitzenfeld.
Was wäre also zu tun?
Eigentlich nichts anderes, wie sich wieder – beharrlich – auf die Kräfte von Fantasie und  Selbstorganisation zu besinnen und das in Erscheinung zu bringen, „WAS“ und „WIE“ eine überdeutliche Mehrheit der Menschen in unserem Land will. „Aber“ -, so werden Viele sogleich „jammern“ und aufgeregt über leidvoll (bürokratische) Erfahrungen bei Genossenschaftsgründungen berichten. Natürlich trifft man dort sozusagen auf „Gralshüter des Formalen“, die Verbände. Diese scheinen achtsam darauf bedacht, dass „zuoberst“ die „Förmlichkeit“ stimmt. Wenig Verständnis – so argumentieren viele „CoopStarter“ (ein international gebräuchlicher Begriff für „Startups in Genossenschaft) – wird ihnen von dort entgegengebracht. Und der Mehrwert sei – gemessen an Kosten und Zeit – einfach zu dürftig. …
Wie geht man nun – intelligent – mit einer solchen Situation um? Zum Beispiel, indem man den Gründungsprozess in zwei Phasen zerlegt. Die zeitnahe „Startphase“ und eine „Aufbauphase“. Die Start- oder Testphase dient zur „unternehmerischen Selbstfindung“. Kommuniziert man das intelligent, wäre die „Gründungs-Prüfung“ von allem unnötigen „Ballast“ zu entlasten. Dann wäre der (formale) „Gründungsprozess“ verschlankt und das würde wiederum - quasi automatisch - die „Gründungskosten“ minimierten. Natürlich werden – solche oder ähnliche Überlegungen -  (Prüfungs-) Verbände nicht von sich aus empfehlen; können sie wohl auch nicht. Gute Berater (oder andere Organisationen) könnten dies jedoch durchaus. Wer sich in Europa umschaut, weiß, dass Gründungen sogar ohne – gesetzlich vorgeschriebene - Mitwirkung von Verbänden ablaufen. Und das funktioniert durchaus gut, wie die Entwicklungen zeigen…
Wenn Verbände in Deutschland zu  unwillig oder unfähig sind – na und. Es gibt immer (mindestens) zwei Möglichkeiten damit umzugehen. Die eine wirkt „traditionell“, die andere gestaltet „selbstorganisiert“ …
Entweder man wartet auf die Einsicht von Verbänden und bleibt damit „traditionell“ mit wenig Effekt. Oder man organisiert Veränderung intelligent mittels Selbsthilfe und Selbstorganisation. Man kann auch – wiederum traditionell - Petitionen starten oder in anderer Form letztlich wertvolle Zeit quasi „verschenken““. Man kann sich auch – traditionell - in Kritik oder Lamentieren verlieren oder aber man nutzt stattdessen effektiver die Zeit, das  gewünschte Ergebnis fantasievoll selbst zu organisieren. …
Die Initiative „CoopGo“ führt über die „traditionellen“ Lösungswege hinaus. Sie führt Menschen und Potenziale zusammen und wirkt – offen und vielfältig - als „Open Source Projekt“. Sie ist unabhängig und überparteilich, allein den Grundgedanken von „Selbstorganisation – Selbstverantwortung – Selbsthilfe“ verpflichtet. Sie entfaltet sozusagen das „kooperative Gen“ statt es (bürokratisch) „blockieren“ zu lassen. Sie initiiert letztlich das, was es jetzt bedarf:
„Handeln zum Wandeln“.
Menschen Machen Wirtschaft“, meint genau das:
Das mutige, fantasievoll und engagierte „(Selbst-) „Machen“.
Die Ideen, ein Genossenschafts-Parlament oder einen „KoopeartionsRat“ (CoopRat) einzuführen, sind bereits erste – wichtige - Impulse der „CoopGo – Bewegung“.
Dies sind keine „fertigen“ Konzepte, sondern eher „Ecksteine“, wie eine Kooperations-Bewegung ihr Handlungsfeld „selbstorganisiert“ mit Inhalten füllen und in Aktion treten kann.
Derzeit vertritt ein sog. „Freier Ausschuss“ die Interessen des gesamten deutschen Genossenschaftssektors. Wer hat eigentlich festgelegt, dass nur zwei „Großverbände“ (DGRV und GdW)  in Deutschland legitimiert sind, die Interessen von über 21 Mio. Genossenschaftsmitgliedern zu vertreten? Diese beiden Verbände vertreten vielleicht zahlreiche der 8500 Genossenschaften (als Unternehmen), aber sie haben weder Kenntnis über Mitgliederinteressen, noch kamen je die Mitglieder – vorab - zu Wort.
Viel „abgehobener und demokratieferner“ kann es eigentlich nicht mehr sein….
Das fatale Ergebnis dieses „Konzeptes“ können wir vielfältig bewundern. Zwei kleine Sätze (auf 177 Seiten) des Koalitionspapiers. So geht Demokratie und Willensbildung nur dann, wenn man 21 Mio. Menschen ignoriert. …
Selbstorganisation geht – und wirkt –anders!
Die einflussreichen „Kammern“ (IHK, HwK, etc.) haben das mittels „Selbstverwaltung“ recht gut hinbekommen. Nun, Selbstorganisation ist noch etwas anderes, wie „Selbstverwaltung“, aber schon ein Schritt in diese Richtung.
Und wer „erschafft“ nun so etwas wie ein „Genossenschafts-Parlament“ oder einen „CoopRat“, legt seine Funktion, Inhalte, etc. fest? Traditionell gesehen, wäre jetzt „warten auf den Gesetzgeber“ angesagt.
Im Kontext der „Selbstorganisation“ heißt das schlicht „selbst initiativ sein“. …
Starten wir doch einfach mal so:
„CoopGo“ (und weitere Gruppen) einigen ich auf den „Rahmen“. Mehr braucht es zunächst nicht zu sein. Denn es sollte eher ein „Prozess“ sein, ein beständiges „Hineinfließen“ immer neuer Impulse … - eben ein Open Source Projekt.
Die Plattform der „CooGo-Bewegung“ (www.coopgo.de ) steht allen offen, um jetzt mit – praxisbezogener - „Selbstorganisation“ zu beginnen.
Ein wirklich gute „Geschenk“ an Friedrich-Wilhelm Raiffeisen. „200 Jahre Raiffeisen“ – das ist traditionell. Selbstorganisiert ist, wenn daraus Impulse entstehen, Neues, Zeitgemäßes und Zukunftsfähiges in Erscheinung zu bringen.
Besser könnte man Friedrich Wilhelm Raiffeisen kaum zu Diensten sein . …                    
(Hinweis: Gern können Sie „TransCoop“ Ihre Fragen senden. Wir werden unsere Antworten entweder einzeln oder innerhalb eines gleichen Themenkomplexes veröffentlichen.)

Mitgliederförderung: Das „Grundrecht“ jeder Genossenschaft. Geiz, Gier, Kontrollsucht, etc „nagen“ an diesem Fundament! (1)

*Förderung in und mit Genossenschaften*   CoopGo-Dialoge - GenoLand-Dialoge    * Journalismus de...