Menschen - in Kooperation

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09.04.2018

„Weg frei“ – Jetzt Volksbanken verschmelzen!? (Teil 1)



Frage:

In unserer Gemeinde geht das Gerücht um, dass die Volkbank-Filiale demnächst geschlossen werden und „unsere“ Volksbank danach verschmolzen werden soll.
Inzwischen sind tatsächlich Diskussionen in Gang gekommen, sich gegen eine Verschmelzung massiv zu wehren.

Da wir gerade die Gründung einer Bürgergenossenschaft vorbereiten, ist das Thema hochinteressant. Einige Mitglieder der Gründungsgruppe vertreten sogar die Meinung, dass die „Volkbanken-Fusion“ eine große Chance für unseren Ort wäre. Das sind die – recht umstrittenen -  Hauptargumente der Befürworter einer Verschmelzung:

A.   Das Geld bleibt im Dorf, wenn verschmolzen wird und kann für sinnvolle Projekte genutzt werden.
B.   Banken in dieser Form haben sowieso keine lange Lebenszeit mehr.
C.   Die Geldversorgung kann auch durch unsere Bürgergenossenschaft sichergestellt werden. Wir nennen sie dann halt Bürgerbank.
D.   Raiffeisen hat damals „Darlehnskassen“ gegründet, um den „Zinswucher“ zu bekämpfen. Heute würde er Wohnungen bauen und Bauland kaufen, um den „Mietwucher“ zu bekämpfen. Genau damit soll sich unsere Bürgergenossenschaft – die auch „Wohnungsbau für Bürger“ organisieren soll -  befassen.

Könnten Sie uns zu dieser verwirrenden Diskussion einige Hinweise geben? 


Antworten

Sie haben sozusagen in ein „Wespennest“ gestochen. …

In der Tat scheinen die Verbände der Volks- und Raiffeisenbanken eine eher unverständliche Politik der Bankenverschmelzung zu betreiben.
(Hinweis: Wenn wir künftig von Raiffeisen- und Volksbanken sprechen, nutzen wir zur Vereinfachung den Begriff „Raiffeisenbank“, um damit bewusst an das „Denken“ von Friedrich Wilhelm Raiffeisen zu erinnern. – Er gründete damals die Darlehnskassen als Antwort auf die ländliche Not, vor allem den bestehenden „Zinswucher“ gegen die Landbevölkerung zu beenden).

Wo letztlich diese „Verschmelzungs-Strategie“ hinführt – und diese Antwort  könnte Sie überraschen – ist aus unserer Sicht eher nachrangig.
Ob es schlussendlich pro Bundesland nur noch eine, zwei oder auch keine „Groß-Raiffeisenbank“ mehr gibt,  ist relativ unbedeutend. Wir vermuten eher, sogar, dass die „Verbandsstrategen“ auf – nur noch - eine einzige „Raiffeisen-Deutschland-Bank“ hinarbeiten. …

Was wir jetzt sagen, wird vermutlich das „Herzblut“ eines jeden überzeugten, idealisierten „Raiffeisen-Banken-Mitglieds“ gefrieren lassen…

Wir argumentieren z.B. recht deutlich gegen das, was den Menschen derzeit „verklärt“  im „Raiffeisen-Jahr“ – in Sachen Bankgenossenschaften - verkauft wird.
So etwas könnte quasi „gleichgültig“ zu klingen. Aber wir betonen ausdrücklich „könnte“, denn wir werden zeigen, was – sofern Herr Raiffeisen heute (wieder) auftauchte – dieser eigentlich – genossenschaftlich - lösen würde. So wäre es wahrscheinlich sein Hauptanliegen, den – gerade jetzt so wichtigen – Bank-Genossenschaftsgedanken im „hier und heute“ - zukunftsfähig ausrichten.

Seine Darlehnskassen hatten damals eine immense Bedeutung.

Wäre zu fragen, worin denn heute (noch) die Bedeutung dessen liegt, was man aus dieser guten  „Darlehnskassen-Idee“ inzwischen gemacht hat? Und noch wichtiger wäre zu fragen, wofür die heutige “Raiffeisen-Bank-Idee“ steht und erst Recht, wofür sie morgen dienen soll?

Es sollte uns nachdenklich machen, wenn der „Darlehns-Kassen-Banker“ Raiffeisen geehrt wird, alle Festredner nur von der Bedeutung und Wichtigkeit von „Genossenschaften“ (ganz allgemein) sprechen, nicht aber von der Bedeutung von „Raiffeisen-Genossenschaftsbanken“.

Selbst dem „Schirmherrn“ des Raiffeisen-Jahres 2018, dem Bundespräsidenten, fällt dazu nichts ein. Und es wird noch „besser“. Die „Hauptsponsoren“ des Raiffeisenjahres (Banken, Verbände, Stiftungen) hätten ganz sicher nicht vergessen, die Bedeutung der Raiffeisenbanken für die Zukunft des deutschen Genossenschaftswesen zu erwähnen, wenn es denn eine solche gäbe?   

Selbst das „Grundlagenpapier“ der Raiffeisen-Nachfolger zum 200. Geburtstag ihres Namensgebers, die „Westerwälder Erklärung“ mogelt sich ganz elegant um Aussagen zur Bedeutung des „Raiffeisen-Bankenwesens“ herum. …

Auch die „Kaderschmiede“ des deutschen Genossenschaftsbanken-Wesens, die ADG (Montabaur) bereitet sich auf Neuauslastung – genannt  Modernisierung - vor. Könnte man erkannt haben, dass der Ausbildungsbedarf für Genossenschaftsbanken immer geringer wird, weil es immer weniger „Bankkaufleute“, etc. geben wird. Man beginnt neue „Produkte“ zu finden, um Auslastung zu schaffen. So entstand  z.B.. die Idee „Genopreneurship“ (Gründung von Genossenschaften), stark gesponsert von der Finanzstruktur der Raiffeisen-Verbände 

Deshalb prognostizieren wir: Die obersten Verbandsstrategen im Raiffeisen-Banken-Sektor verfolgen beharrlich ihre Verschmelzungsstrategie und nichts wird sie darin beirren können. Sie haben die „Konzern-Genossenschafts-Bank“ vor Augen: Großbanken

Aber wie können die Verbände dieses Ziel elegant erreichen?



"Weg frei" - Jetzt Volksbanken verschmelzen!? (Teil 4)



Besser wäre:

A.   Die „übertragenden Raiffeisenbanken“ richten recht schnell noch einen „Auseinandersetzungsfonds“ ein, oder
B.   sie verzögern die Verschmelzung noch eine Weile bis alles „transparent“ gemacht wird und die Mitglieder über alle Folgen einer Verschmelzung wirklich aufgeklärt wurden.

Wer – als betroffenes Mitglied - ein großes „genossenschaftliches Spenderherz“ hat, wird sich nichts dabei denken, seine „Vermögensanteile“ quasi zu verschenken, denn es dient doch ….

Wem oder für was dient es genau?

Zumindest dient es dem Ziel näher zu kommen, immer weniger Raiffeisengenossenschaften in Deutschland zu haben und auf die Geldversorgung im Dorf zu verzichten. … was man alles eigentlich nicht will!?

Nun, Ihre - weitergehenden - Fragen sind ebenfalls sehr wichtig.

Sie fragen:

·         Gibt es in einigen Jahren überhaupt noch Banken in dieser Form?
·         Wie wird die Geldversorgung in den nächsten Jahren sich allgemein und in ländlichen Regionen entwickeln?

Eigentlich sollten Ihnen solche Fragen von den „Experten“ aus den Genossenschaftsbanken beantwortet werden.
Sofern Sie Mitglied einer Genossenschaftsbank sind, würden wir empfehlen, genau solche Fragen auf nächsten Vertreter- oder Generalversammlung Ihrer Raiffeisenbank zu stellen.

Sie ahnen, dazu wenig zufriedenstellende Antworten zu bekommen. 

Lassen Sie uns jetzt direkt fragen, worin der tatsächliche Vorteil (genannt Förderzweck) einer Mitgliedschaft in einer Bankgenossenschaft besteht?


Angenommen, Sie bringen heute „Spargeld“ zu Ihrer Raiffeisen-Bank. Bekommen Sie dafür:

a.   Als Genossenschafts-Mitglied Sonderkonditionen?
b.   Als Genossenschafts-Mitglied bessere Konditionen, wie andere Kunden der gleichen Bank bekommen?
c.    Als Genossenschafts-Mitglied bessere Konditionen, wie bei anderen Banken oder z.B. bei einer Sparkasse?

Die Antworten auf diese – oder ähnlich konkrete – Fragen und Vergleiche, zeigen Ihnen sehr deutlich wie gut es um die genossenschaftliche Mitglieder-Förderung bei Ihrer Bank bestellt ist.

Wenn Sie keine wirklichen Vorteile erkennen, muss jetzt die Frage zulässig sein:

·         Worin liegt mein Vorteil  „Bankgenosse“ zu sein?

Schön, Sie bekommen für die (wenigen) Geschäftsanteile, die Sie überhaupt haben oder halten dürfen, eine recht gute Gewinnausschüttung (Rendite). Und weil eine Zeichnung weiterer Geschäftsanteile für Sie durchaus attraktiv wäre, und jeder anderen Geldanlage meist überlegen ist, (denn Genossenschaftsbanken erwirtschaften gute Renditen) wollen Sie jetzt – folgerichtig - vielleicht 10 oder 20 zusätzliche Geschäftsanteile zeichnen.

Versuchen Sie selbst diesen – für Sie - vernünftigen Weg auszuprobieren.

Vermutlich werden Sie folgende Erfahrung machen:

Sie werden sich über die fehlende Freude bei „Ihrer“ Raiffeisenbank wundern. Wahrscheinlich wird man sogar Ihren Wunsch „dankend“ ablehnen.

Irgendwie komisch?!

Herr Raiffeisen hätte Ihnen jedenfalls damals für Ihre Mitwirkungsbereitschaft bei seinem „Darlehnskassen-Modell“ sogar (bildlich gesprochen) „die Füße geküsst“!

Das sollte Sie eigentlich nun wirklich nachdenklich machen. …

Der Grund für diese Verhaltensweise:

Ihr Geschäftsanteile haben längst keine wirkliche Bedeutung mehr für Raiffeisenbanken. Man würde noch nicht einmal „traurig“ sein, wenn Sie Ihre Mitgliedschaft kündigen würden …

Warum diese merkwürdige Verhaltensweise?

Die Mitglieder haben mittels ihrer Anteile in der Vergangenheit bereits hinreichend für einen stabilen Geschäftsaufbau gesorgt.

Das hat zur Folge:

Wenn Sie jetzt gehen bzw. kündigen, lassen Sie ganz sicher den mit Ihren Geschäftsanteilen geschaffenen „Wertzuwachs“ bei der Raiffeisenbank.

Die Mitglieder haben also ihre „Schuldigkeit“ längst getan …

Leider können wir den – zu Recht stolzen – Bankgenossen keine andere (erfreulichere) Botschaft überbringen. …



Mitgliederförderung: Das „Grundrecht“ jeder Genossenschaft. Geiz, Gier, Kontrollsucht, etc „nagen“ an diesem Fundament! (1)

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